WDR: Auslandsadoptionen – das Geschäft mit der Armut (Bericht aus Brüssel)/Intercountry adoptions: the business of poverty

23 March 2010

European Parliament rejects Petition of Amici dei Bambini

Source:WDR
Auslandsadoptionen – das Geschäft mit der Armut
Mittwoch, 31. März 2010, 21.55 – 22.10 Uhr .

Auch wenn die meisten kinderlosen Paare in Deutschland und Europa Gutes im Sinn haben, wenn sie ein Kind im Ausland adoptieren wollen – der jüngste Versuch, vermeintliche Waisenkinder aus Haiti ins Ausland zu schmuggeln, zeigt: Hinter der Adoptionsbranche steht eine markttüchtige Industrie, die nicht selten die Grenze zum Menschenhandel überschreitet.

Daher kämpft die Niederländerin Roelie Post dafür, dass alle Länder verbieten, Kinder für eine internationale Adoption freizugeben. Sie selbst hat Ende der neunziger Jahre solch einen Kinderhandel aufgedeckt – und das mitten in Europa: Damals war sie Kinderrechtsbeauftragte für Rumänien und fand heraus, dass Adoptionsagenturen Spendengelder der EU missbrauchten, um möglichst viele Kinder aus Heimen freizukaufen. Mitunter eben auch Kinder, deren Eltern noch lebten und niemals ihre Einwilligung zu einer Adoption gegeben hatten. Für die Agenturen war das ein Bombengeschäft: Pro Kind zahlten Adoptiveltern rund 20 000 Euro. Die meisten Kinder kamen in die USA, nach Frankreich, Italien und Spanien. Auf Druck der Europäischen Union hat Rumänien 2004 die Auslandsadoption verboten.

Einfluss der Vermittlungsagenturen
Bis heute will die Adoptionslobby das Verbot nicht akzeptieren: Rumänien ist zum Präzedenzfall geworden, dem andere arme Länder, etwa Bulgarien, folgen könnten. Daher versuchen die mächtigen Agenturen, ihren Einfluss auf die Institutionen der Europäischen Union geltend zu machen: Einen Petitionsantrag der italienischen Adoptionsagentur Amici dei Bambini hat das EU-Parlament vergangene Woche abgelehnt.

Roelie Post verfolgt das alles genau – mit ihrer Nichtregierungsorganisation „Against Child Trafficking“. Dort arbeitet die Niederländerin, seit die EU-Kommission sie gegen ihren Willen versetzen wollte. Post hat sich gewehrt, und weil die Kommission einem Beamten nicht grundlos kündigen kann, darf sie nun für ihre eigene Organisation arbeiten – auf Kosten der EU.